011 - Strip

"Also Sweet Pea", sage ich und schleudere meine Lederjacke in eine Ecke,"Ich habe eine Idee, um dich zu motivieren".


"Wow", sagt er und kommt verführerisch auf mich zu,"So bestimmt. Ich mag es jetzt schon".


"Wir tanzen jetzt immer eine bestimmte Schrittreihenfolge", sage ich und komme ihm näher,"Wenn du alles richtig machst, darfst du mir etwas ausziehen. Wenn du auch nur einen Fehler machst, dann darf ich dir etwas ausziehen".


"Wohu", ruft er, sodass es durch den Raum hallt,"Das gefällt mir!".


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"War das richtig so?", fragt er aufgeregt. Lachend nicke ich.


"Wo fange ich bloß an?", sagt er und mustert mich von oben bis unten. Verlegen kaue ich auf meiner Unterlippe. Vorsichtig plaziert er seine Hände an dem Bund meines Sweatshirts, welches er dann langsam über meinen Kopf zieht.
Wir wiederholen die Schritte und fügen neue hinzu.


"Jetzt bin ich wohl dran", lache ich, da er aus dem Takt kam, und streiche über seine Brust, platziere meine Hände sanft unter seiner Jacke und schleudere diese aus dem Weg. Ein verschmitztes Grinsen liegt auf seinem Gesicht.


"Sweet Pea?", frage ich, während wir tanzen,"Was bekommst du jetzt eigentlich dafür, dass ich deine Partnerin bin?". Verwirrt bleibt er stehen und schaut mich fragend an.


"Naja die Wette mit Fangs", sage ich, was ihm ein Lächeln auf sein Gesicht zaubert.


"30 Dollar", antwortet er und schaut mich triumphierend an,"Aber woher?".


"Als würde ich euren Handschlag nicht bemerkt haben", schmunzele ich und schaue an ihm herab. Durch unsere Unterhaltung sind wir wohl stehen geblieben. Dennoch liegen meine Hände in seinen und er mustert mich. Plötzlich lege ich meinen Kopf in den Nacken und lache.


"Was ist so lustig?", fragt er verwirrt. Doch ich antworte nicht, sondern spiele mit dem Saum seines Shirts.


"Ohh nein", ruft er, als er bemerkt, was ich vorhabe,"Warum das jetzt?".


"Du hast aufgehört zu tanzen", lache ich und ziehe das Shirt über seinen Kopf, sodass er oberkörperfrei vor mir steht.


"Zufrieden?", fragt er und hebt seine Hände. Doch kurze Zeit später, beginnt er zu schmunzeln.


"Das machst du nicht!", warne ich ihn. Doch sein Grinsen wird breiter,"Ohh nein!". Damit renne ich los, um mich in Sicherheit zu bringen, doch er folgt mir.


"Du bist auch stehen geblieben!", ruft er, während er mich verfolgt. Leider muss ich feststellen, dass er schneller ist als ich. Als er mich eingeholt hat, umgreifen zwei starke Oberarme meine Taillie und heben mich hoch. Dabei drückt er meinen Rücken an seine Brust.


"Lass mich runter!", rufe ich ernst, doch breche danach, wie er, in Lachen aus.


"Bitte schön, Hübsche", sagt er, als meine Füße wieder den Boden berühren,"Und jetzt...". Damit streichen seine Hände sanft meinen Rücken, was eine angenehme Gänsehaut hervorruft.


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"Du hast es doch noch geschafft", keucht Sweet Pea, als wir uns an die Wand anlehnen. Als Antwort lächle ich sanft, doch erschöpft.


"Es hat nur die richtige Motivation gefehlt", kichere ich und drehe meinen Kopf zu seinem. Unsere Blicke treffen sich. Vorsichtig schiebt er eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. Verführerisch beiße ich mir auf die Unterlippe, während er ein wildes Funkeln in den Augen hat. Der Abstand zwischen uns verringert sich. Doch plötzlich ertönt ein Knall, was uns auseinander schrecken lässt. Verlegen schauen wir Beide weg.


"Das war sicher nur der Wind", bricht er nach einiger Zeit die unangenehme Stille,"Wär nicht das erste Mal, das das passiert". Damit steht er auf und reicht mir seine Hand, an der ich mich hochziehe.


"Bevor wir zum Dinner Deiner Eltern fahren, müsste ich mich erst nochmal duschen. So kann ich sicher nicht bei euch aufkreuzen", sagt er und dreht sich zu mir. Mit einem sorgenden fügt er hinzu,"Soll ich überhaupt noch mitkommen?".


"Bitte", antworte ich lachend, woraufhin sich ein zufriedenes Grinsen auf seine Lippen legt.


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Wir halten im Sunnyside Trailer Park. Jeder Trailer sieht heruntergekommen aus. Sweet Pea mustert mich. Vielleicht schaut er gerade meine Haare an, die vom Wind verweht werden und mir deswegen im Gesicht hängen. Doch ich versuche gar nicht erst sie zu bändigen und überlasse dem Wind die Macht.


"Willst du hier warten oder mit reinkommen?", fragt Sweet Pea etwas verlegen. Man merkt das es ihm unangenehm ist mir sein Zuhause zu zeigen. Obwohl ich von Toni weiß, dass er in der Whyte Wyrm seine meiste Zeit verbringt. Bevor ich aber antworten kann, wird Wind immer stärker, sodass er nun dich versuche meine Haare zu richten. Ansonsten habe ich gleich alle in meinem Gesicht. Doch sowie ich meine Arme hochnehme, trifft der kalte Wind auf meine Haut, welche die Lederjacke nicht mehr bedenkt. Schnell nehme ich die Arme wieder runter und schließe meine Jacke.


"Na los komm mit. Dir ist sicher kalt", sagt Sweet Pea mit einem Lächeln und geht die paar Stufen zu seinem Trailer wieder runter, um mir dort seine Hand zureichen. Ich nehme seine Geste freundlich entgehen und ziehe mich mit seiner Hilfe von dem Motorrad runter.


"Obwohl es drinnen auch nicht wärmer sein wird", sagt er, während wir die Treppe hinaufgehen.


"Ach windgeschützt reicht mir schon", antworte ich lächelnd und betrete nach ihm seinen Trailer. Klein aber fein. Mich trifft ein Geruch aus einer Mischung von Sweet Peas Deodorant, welches ich schon beim Tanzen kennenlernen durfte, und etwas anderem. Vielleicht ist es angebranntes Essen.


"Naja ich hätte mal aufräumen sollen", sagt Sweet Pea verlegen und wirft seine Klamotten von dem Sofa, "Setz dich. Ich gehe mal schnell duschen". Damit verschwindet er auch schon und lässt mich alleine zurück. Die Couch, auf der ich sitze, steht mitten im Raum. Dahinter befindet sich ein Fenster. Rechts von mir ist eine improvisierte Küche und ein Türrahmen. Die Tür fehlt. Dadurch geht es sicher zum Schlafzimmer. Zumindest denke ich dort die Ecke eines Bettes zu erkennen. Links befindet sich eine weitere Tür, durch die Sweet Pea verschwunden ist. Sicher das Badezimmer. Wenn man das überhaupt Badezimmer nennen kann. Doch ich bin nichts anderes gewöhnt. Alleine dieses Sofa, durch das man die  Federn, auf denen man sitzt, spüren kann, erinnert mich an meine letzten Monate im Gefängnis. Auch wenn ich schon immer niedrige Bedürfnisse hatte, sind diese mit meiner Zeit dort noch weiter gesunken. Mein Blick fällt auf einen halb gefüllten Aschenbecher, der auf dem Boden steht. Daneben verschüttete Asche. Erst jetzt rieche ich das Nikotin. Ich habe mich schon zu sehr an den Duft gewöhnt. Schon höre ich das Gemeckere von meinen Eltern. Es hat sich in mein Gehirn eingebrannt, als sie mich damals beim Rauchen erwischt haben. Früher war es wirklich eine Sucht, die bekämpft werden musste. Jetzt habe ich wieder die Kontrolle. Schon spiele ich mit dem Gedanken mir eine Zigarette anzuzünden, doch verwerfe diesen schnell wieder.


"Du hättest ruhig eine rauchen können", ertönt Sweet Peas Stimme, der bemerkt hat, wie ich auf den Aschenbecher gestarrt habe,"Oder macht das vernünftige Northsiderin nicht?". Mein Blick trifft auf Sweet Pea. Er hat handtuchtrockene Haare, welche ihm etwas ins Gesicht hängen. Er hat seinen Kopf nach unten geneigt, um den Gürtel der Jeans zuschließen. Als würde er das mit Absicht machen, steht er trotzdem noch Oberkörperfrei vor mir. Ich kann meinen Blick nur schwer von seinem Oberkörper nehmen. Ich kämpfe mit meiner Selbstbeherrschung, doch die Vernunft und die Beherrschung verliert.


"Oh glaub mir Süßer. Ich bin alles andere als vernünftig", spricht die Seite aus mir, welche den Kampf gewonnen hat. Sie bringt mich dazu vom Sofa aufzustehen und bringt Sweet Pea dazu aufzuschauen. Sein Gürtel ist noch offen und seine Hände bemühen sich auch gar nicht mehr ihn zu schließen. Stattdessen gehen wir aufeinander zu. Er fährt sich durch seine noch nassen Haare. Alleine die Art, wie er das macht. Ich kann meinen Blick nicht abwenden. Und will auch gar nicht. Für einen kurzen Moment treffen sich unsere Blick. Auch wenn er nur kurz war, hat der Blickkontakt alles gesagt. Was wir wollen und was wir machen werden. Seine Hände finden schnell Platz an meinem Hinter und ziehen mich an ihn ran. Meine Hände liegen auf seiner Brust, suchen ihren Weg zu seinem Nacken. Als sich unsere Lippen berühren, ist es wie eine Droge, die durch meinen Körper strömt. Doch es ist kein einfaches Kribbeln, oder Gänsehaut. Es ist wie ein Stromschlag, der sich durch meinen Körper zieht und eine Sache hervorruft. Begierde. Begierde nach mehr.

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