Abblocken? Vielleicht, aber ihr versteht das natürlich nicht!



    Meine Tränen zurückhaltend stütze ich mich auf einen Arm ab. Nein, ich würde meinen ärger jetzt nicht zeigen.
Das ewige Thema: Ordnung.
Genauso wie die letzten Male.
Und genauso interessierten meine Wohlfühlzonen, meine Gedanken dazu mal wieder nicht.
Natürlich konnte ich sie irgendwo verstehen, ich war nun mal nicht sehr ordentlich, aber andererseits fühlte ich mich in der gewünschten Ordnung einfach nicht wohl.
Zum wiederholten Male wird ein bestimmtes Thema dies bezogen angesprochen, doch sobald ich das erwähne was mich stört, höre ich wieder nur „Aber das hat doch damit gerade nichts zu tun! Davon reden wir doch gerade nicht!"
Stimmt. IHR redet davon nicht, aber ICH würde gerne. Ich habe noch immer Hoffnung, dass ihr es verstehen könntet wenn ihr mich reden lasst!
Wieso muss ich denn mein Zimmer so halten, wie sie es wollt? Was zur Hölle ist denn so schlimm daran, wenn der Turnbeutel mal nicht in der dafür vorgesehenen Ecke versauert, sondern links neben der Tür steht? Warum dürfen die Zettel und Papiere denn nicht mal unordentlich über den Schreibtisch verteilt liegen. Das zeigt doch nur, dass in diesem Zimmer jemand lebt.
Nochmal versuche ich meine Probleme anzusprechen, wieder abgelehnt. Was MICH an IHNEN stört interessiert wieder nicht, wichtig ist nur was ICH alles falsch mache.
Die ersten paar Tränen finden nun den Weg die Wange hinunter. Meinen Ärger kann ich nicht mehr zurückhalten.
Die Frage wieso ich das nicht einsehen will schwebt durch den Raum. In meinem Kopf schreit es: Ihr wollt ja auch nicht meine Probleme einsehen.
Die nächste Frage folgt der ersten, wieso diskutiere ich darüber eigentlich?
Erneut schreit es: Ich höre euch fast jeden Abend lautstark diskutieren, aber wenn ich das einmal mache, soll ich nicht frech werden? Tschuldigung dass ich das nicht verstehe.
Den idiotischen „Kompromissen" meiner Mutter stimmte ich murmelnd zu, meine Nerven sind am Ende.
Ich gehe traurig und unverstanden die Treppen zu meinem Zimmer hoch, dort angekommen, strömen die Tränen nur so hervor.
Ich mag vielleicht abblocken, aber wieso soll ich denn immer alles so machen wie meine Eltern es wollen, wenn sie nie verstehen, dass das einfach nicht ich bin?
Mit verschwimmter Sicht klappe ich meinen Laptop auf, ich entsichere ihn, setze mir die Kopfhörer auf, tippe etwas in die Suchleiste von YouTube: Aufgewühlte traurige Songs.
Noch während das erste Lied lädt, öffne ich den Lautsprechemixer und drehe alles hoch.
Mit bedauern höre ich schon wieder meine Eltern unten diskutieren, dann dröhnt die Musik endlich aus den Hörern.
Alles wie immer, was mich betrifft, was mich stört, was ich dabei fühle, interessiert mal wieder keinen.
Ja, ich blocke ab! Aber IHR habt ja mal wieder nicht meinen Problemen zugehört.
Eine kalte, salzige Träne überwindet erneut die Distanz vom Auge zum Boden.


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