001 - die Konfrontation

Die Stadt mit PEP.


Hier bin ich angekommen. In Riverdale. Für alle werde ich mal wieder die Neue sein, aber keiner wird die Wahrheit noch wissen. Es ist Ewigkeiten her, dass ich zuletzt hier war. Und ich bin froh drüber. Diese Stadt macht mich krank. Sie hat mein ganzes Leben zerstört. Ich könnte schwören, dass sie verflucht ist. Und trotzdem bin ich wieder hier.


__________


Ich betrete den Sunnyside Trailer Park. Meine Tasche schleift auf dem staubigen Boden. Es hat sich nichts verändert, außer das alles noch heruntergekommener aussieht. Die drei Stufen, welche zu meinem Trailer führen, knarren laut. Hoffentlich bricht das Ganze nicht gleich unter mir zusammen, das wäre der perfekte Start. Es bildet sich ein Kloß in meinem Hals, den ich mühsam runterschlucke, als ich den Staub von dem Namensschild entferne. In goldener Schrift steht "Hernandez" geschrieben. Mit gesenktem Kopf öffne ich die klemmende Tür, wo mir ein muffiger Geruch entgegen kommt. Alles ist wie damals. Das Grün Gelb gestreifte Sofa, das unter dem kleinen, verdreckten Fenster steht und die kleine orangene Küche, wo sich in den Schubladen immernoch das teure Geschirr befindet, dass Mum nie verwenden wollte. Bei dem Gedanken an sie habe ich Tränen in den Augen. Vorsichtig streiche ich den Staub von der Küche. Es ist wohl Zeit, dass mal geputzt wird.


__________


Erschöpft falle ich auf das Sofa und schaue mich um. Jetzt sieht alles so aus wie damals. Durch das offene Fenster zieht ein Geruch in meine Nase. Der Duft von Zigaretten. In weiter Entfernung höre ich ein Gelächter und nehme nach Stunden auch mal meine Kopfhörer ab. Die Vögel zwitschern.


"Wer weiß, wer sich in die verlassene Bude getraut hat", höre ich eine tiefe Stimme lachen, woraufhin mehr einsetzen.


"Der Typ wird jetzt sicher von den Geistern heimgesucht", lacht ein Weiterer. Idioten. Schon koche ich vor Wut. Wie kann man so das Letzte, was ich noch habe, beschmutzen?


"Ihr in Riverdale seid wohl jetzt auch noch abergläubig oder was?!", rufe ich, als ich mich aus dem Fenster lehne. Die fünf Typen in Lederjacke starren mich erschrocken an.


"Ihr seht aus als hättet ihr n Geist gesehen", füge ich hinzu, damit sie aus ihrer Starre erwachen. Der große Typ in Lederjacke lacht meinen Spruch ganz charmant weg:"Du Schätzchen bist definitiv kein Geist. Eher ein Engel". Ich verdrehe meine Augen, lasse mich wieder auf dem Sofa fallen und schließe die Augen.


"Na Engelsgesicht", ertönt es plötzlich, sodass ich meine Augen aufreiße.


"Ich bin übrigens Sweet Pea", lacht er und schaut mir in die Augen,"Wie heißt du?".


"Denkst du ernsthaft, dass dich das angeht?", lache ich nun schadenfroh. Er schaut mich verdutzt an. Dieser SweetPea ist so ein Typ, der denkt, dass er jede Frau sofort ins Bett bekommt. Alleine schon, weil er ja ein großer, starker Serpent ist. Bei diesem Gedanken verdrehe ich schon wieder meine Augen.


"Ja ich dachte wir könnten uns kennenlernen, da du Neu bist und sicher Freunde suchst", kommt es plötzlich beschämt von ihm. Oh oh da hat jemand wohl zum ersten Mal einen Korb bekommen und das auch noch vor seinen Jungs.


"Ich suche keine Freunde", sage ich ernst und schließe einfach das Fenster. Ich will niemanden und schon gar nicht so einen oberflächlichen Idioten.


_________


Die Southside High. Die wohl beste Schule, die es in der Umgebung gibt, dass sieht man ja schon an die Metalldetektoren, die man passieren muss, und natürlich auch an den, in der Ecke stehenden, Typen, die sich irgendwelche Drogen reinziehen. Ich hasse es hier. Ich hasse das alles. Doch vor allem hasse ich die starrenden Blicke, die ich bekomme, egal wo ich lang gehe. Ghoulies und Serpents auf engstem Raum. Und ich als Neue dazwischen.


"Hier Toni. Da sind die zwei Neuen, denen du eine Tour geben darfst", höre ich einen Lehrer über den Flur rufen. Daraufhin kommt eine Pinkhaarige auf mich zu, zumindest denke ich das. Doch sie bleibt bei einem dunkelhaarigem Typen vor mir stehen.


"Na Jones", höre ich sie sagen. Auch noch ein Jones. Sie winkt mich zu ihnen und begrüßt mich freundlich:"Hey ich bin Toni Topaz. Und du musst die Neue sein?".


"Ich bin Jughead Jones", stellt sich der Typ noch vor.


"Heather Hernandez", sage ich Stumpf und wir beginnen die Tour.


__________


"Und das ist der Speiseraum, wo sich alle aufhalten". Toni geht sofort zu der einen Seite des Speiseraums, wo sich die ganzen Serpents befinden und gesellt sich zu ihnen.


"Na los Jones. Du gehörst ja eigentlich zu uns", ruft Toni. Doch der große Typ von gestern lässt sie mit einer Handbewegung verstummen.


"Sag mal Topaz", grinst er mich an,"Wie heißt denn eigentlich die Neue Schönheit?". Dieser Idiot.


"Heather Hernandez", antwortet sie verwirrt. Ich atme genervt durch, während mich Sweet Pea schelmisch mustert.


"Schöner Name", grinst er,"Setz dich zu uns. Ich habe dir extra einen Platz auf meinem Schoß freigehalten". Ich lache.


"Eher gehe ich zu den Ghoulies", damit verstummt er und alle schauen mich verwundert an. Ich verdrehe meine Augen und stelle mich an eine freie Wand zwischen den Beiden Fronten. Natürlich folgt mir dieser Jones.


"Was willst du Jones?", frage ich bedrohlich. Doch er sagt nichts, sondern schweigt einfach mit mir, bis er irgendwann die Stille bricht.


"Wir sind uns sehr ähnlich", sagt er plötzlich, doch dieses Mal antworte ich nicht,"Du bist auch nicht gesprächig und du willst zu keiner der beiden Seiten gehen". Idiot. Wir sind nicht annähernd gleich.


"Du hast kein Recht in irgendeiner Art und Weise über mich zu urteilen", antworte ich. Ich habe dem nichts zu erklären. Ich muss nur im Riverdale bleiben, bis ich auf eigenen Beinen stehen kann.


"Ja okay. Aber darf ich dich etwas fragen?", sagt er vorsichtig und fügt auf mein Schweigen hinzu,"Woher wusstest du von den Ghoulies? Toni hat doch bei der Tour gar nichts davon erzählt". Mein Herz bleibt kurz stehen. Ich kann mich nicht am zweiten Tag schon verraten haben.


"Ich habe gestern was davon gehört", antworte ich schnell und verschwinde. Ich muss raus hier.


__________


"Na junge Dame", spricht mich Pops an,"Solltest du nicht eigentlich in der Schule sein?". Ich grinse schwach.


"Hier ist es schöner", lächle ich und setze mich an den letzten Tisch im Pops. Erinnerungen kommen hoch. Gute Erinnerungen. Mum, Dad und ich. Wir haben hier jeden Sonntag Abend gegessen, weil Mum nicht Essen machen wollte. Ich habe es hier geliebt. Neben Dad habe ich mich damals immer so sicher gefühlt. Tränen steigen in meine Augen, die ich schnell wegblinzele. Wenn ich hier sitze, dann sehe ich ihr Lachen noch genau vor Augen. Wir waren so glücklich.


"Hier bitteschön", lächelt Pops und stellt mir meine Pommes auf den Tisch.


"Danke Pops", grinse ich. Kurz schaut er mich verdutzt an, als hätte er sich an etwas erinnert, doch verschwindet dann wieder. Ich mochte Pops schon immer und jetzt ist er die einzige Person, die ich überhaupt noch ausstehen kann. Mein Blick fällt auf das "Mitarbeiter gesucht" - Schild.


"Sag mal Pops", rufe ich durch das Dinner,"Brauchst du noch einen Mitarbeiter?". Dankend nimmt er mich in sein Team auf. Ich darf jetzt täglich hier arbeiten. So schaffe ich es vielleicht das alles durchzuhalten. Das Pops ist ein Stück, vielleicht sogar das Einzige, dass mir noch Sicherheit gibt.


__________


Es ist schon dunkel draußen, als ich nachhause gehe, trotzdem finde ich den Weg immernoch. Als wäre ich nie weggewesen.


"Hey Engelsgesicht", ruft jemand, sodass ich zusammenzucke.

Comment