Heimliche Gefühle

„Dann können wir morgen aber nicht einkaufen gehen. Aber ich bring dir alles mit, du musst mir nur sagen, was du haben willst.“, meinte Harry, als die beiden noch immer zusammen gekuschelt auf dem Sofa saßen. „O-Okay.“, murmelte Niall und vergrub sich noch tiefer in der Decke.
Gedankenverloren fuhr Harry ihm durch die Haare und kraulte ihn ein wenig. Niall fühlte sich mehr als wohl und er war froh, weil Harry versprochen hatte auf ihn aufzupassen. Außerdem kribbelte sein Bauch wieder und er mochte das Gefühl.
„Gibt es denn etwas, was du haben willst?“, fragte Harry und Niall überlegte. „I-Ich b-brauche nichts.“, meinte er dann. „Sicher? Kein Besonderes Essen oder irgendwas anders, was du schon immer mal haben wolltest?“ Niall schüttelte erst den Kopf, dann fiel ihm aber doch noch etwas ein.
„D-Doch. K-Kannst du v-vielleicht w-wieder Sch-Schokolade mit-mitbringen?“, fragte er schüchtern nach und Harry lächelte. „Sicher doch, du musst nicht so schüchtern nachfragen, ich hab doch gesagt, du sollst mir sagen, wenn du was haben willst.“ „O-Okay.“




Am Abend rief Zayn an, ein Bekannter von Harry und Barkeeper in einer der Bars, in denen der Lockenkopf auftrat. „Sieht man dich morgen?“, fragte der Halbpakistani. „Nein, ich hab frei, ich bin erst nächste Woche wieder da.“, erwiderte Harry und nahm das schnurlose Telefon mit ins Schlafzimmer, wo Niall schon auf einer Seite des Bettes unter der Decke lag.
„Das wird ja ein langweiliges Wochenende.“, lachte Zayn und Harry grinste. „Du schaffst das schon. Vielleicht habt ihr ja einen anderen Liveact.“ Aus dem Schrank zerrte Harry sich ein T-Shirt, das er zum Schlafen tragen wollte. Niall beobachtete ihn die ganze Zeit aufmerksam.
„Die sind lange nicht so gut, wie du.“, lachte Zayn und Harry fiel mit ein, während er sich umständlich sein Oberteil auszog. „Schleimer.“ „So bin ich.“, antwortete Zayn. „Wir sehen uns dann nächste Woche.“, verabschiedete Harry sich und legte auf, anschließend zog er sich sein Schlafshirt über. Niall starrte immer noch.
„Bist du müde?“, fragte Harry ihn und ging Richtung Tür. „Du kannst ja schon mal schlafen, ich komme gleich wieder, ich rufe nur noch mal eben Louis an.“, schlug der Lockenkopf vor, als Niall nicht antwortete und der Blonde nickte, Harry verschwand lächelnd und machte das Licht aus, ließ die Tür aber ein Stückchen offen.
Niall schloss die Augen, aber er wusste, dass er nicht würde schlafen können. In den zwei Nächten bei Harry hatte er sich so sehr daran gewöhnt, dass der Jüngere neben ihm schlief, sodass er gar nicht mehr ohne dessen Anwesenheit schlafen konnte. Aber Niall fand das nicht schlimm, er konnte auch genauso gut auf Harry warten.




„Hast du den Mann heute nochmal gesehen?“ Harry saß in der Küche und telefonierte mit Louis. „Nein, nur als er mir den Zettel gegeben hat. Aber trotzdem solltest du vielleicht vorsichtig sein und in nächster Zeit nicht mit Niall nach draußen gehen, ich hab das Gefühl, dass dieser Kerl nicht so schnell aufgeben wird.“ „Das glaube ich auch.“, antwortete Harry besorgt und spielte mit der Tischdecke.
„Du machst dir ganz schön große Sorgen um den Kleinen.“, bemerkte Louis und Harry verdrehte die Augen, auch wenn sein bester Freund das nicht sehen konnte. „Er tut mir eben leid und ich mag ihn und ich will nicht, dass er weiter so ein menschenunwürdiges Leben führen muss.“, erklärte Harry und hätte sich beinahe selbst überzeugt. Vielleicht waren das ja tatsächlich alle Gründe.
„Natürlich Haz, natürlich. Ich bin müde und muss, im Gegensatz zu dir, morgen arbeiten. Wir sehen uns.“ „Arsch. Bis dann.“, brummte Harry und hörte noch kurz, wie Louis lachte, bevor er auflegte. Harry brachte das Telefon zurück zur Ladestation und ging dann ins Schlafzimmer.
„Du schläfst ja noch gar nicht.“, stellte er überrascht fest, als Niall ihn mit seinen großen, blauen Augen ansah. „I-Ich hab a-auf d-dich ge-gewartet.“, gab er zu und Harry lächelte. „Jetzt bin ich ja hier.“ Der Lockenkopf schlüpfte aus seiner Jogginghose und krabbelte unter die Decke, das Mondlicht, dass durch das Fenster in den Raum schien, spendete genug Licht, sodass er sehen konnte, wie Niall ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte. Harry fand ihn wirklich niedlich.
„Kätzchen, kannst du mir sagen, wie der Mann heißt, bei dem du gelebt hast?“, fragte Harry. „C-Cormac O'S-Sullivan, g-glaube ich.“, antwortete Niall leise und zog die Beine an. Harry tat es direkt leid, dass er gefragt und Niall wieder an ihn erinnert hatte. „Keine Angst. Ich wollte das nur wissen, falls ich ihm zufällig über den Weg laufe.“, erklärte er und Niall nickte langsam.
Harry öffnete seine Arme und sah Niall auffordernd an. „Komm her.“, lächelte er und nach kurzem Zögern, rutschte Niall an den Größeren heran und ließ sich fest umarmen. Er kuschelte sich schon fast in Harrys Arme und vergrub das Gesicht an dessen Schulter. Bei ihm fühlte Niall sich wirklich sicher. Außerdem fühlte er wieder dieses Kribbeln, das er so gern mochte und er lächelte.
Harry bemerkte irgendwann, dass der Blonde eingeschlafen war, aber er ließ ihn trotzdem nicht los, es fühlte sich irgendwie richtig an, ihn so fest zu halten und zu beschützen. Kurz spielte er mit dem Gedanken, ob Louis nicht vielleicht Recht hatte, mit seinen Andeutungen. Aber man verliebte sich nicht innerhalb von drei Tagen in jemanden, den man nicht kannte. So etwas gab es einfach nicht. Es war bestimmt nur sein Beschützerinstinkt und die Sympathie, die Harry für Niall empfand, mehr war da sicherlich nicht.
Harrys innerliche Unruhe weckte Niall wieder und er sah den Lockenkopf besorgt an. „A-Alles okay?“, fragte er leise und Harry zuckte erschrocken zusammen. „Du bist wach?“ Niall brummte zustimmend. „D-Du denkst z-zu unruhig.“, erklärte er und wickelte seinen Schwanz um seine eigene Hüfte. „Tut mir leid.“, grinste Harry und wuschelte ihm durch die Haare. „Ü-Über was d-denkst du n-nach?“, fragte Niall neugierig. „Ach, über so ein paar Sachen.“, wich Harry aus und wendete den Blick ab.
„Lass uns schlafen.“, beschloss er dann und Niall nickte, auch wenn er wusste, dass Harry ihm nicht die ganze Wahrheit sagte, aber er war viel zu schüchtern, um weiter nach zu fragen, er wollte Harry nicht verärgern oder so etwas in der Art. Er würde schon einen Grund haben, wenn er es Niall nicht sagen wollte.
„Schlaf gut Kleiner.“ Harry wuschelte ihm ein letztes Mal durch die Haare und schloss dann die Augen. „D-Du auch.“, antwortete Niall und gähnte, bevor er seinen Kopf halb auf Harrys Schulter und halb auf das Kopfkissen legte und zufrieden einschlief.

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